In einer komprimierten Version hat kürzlich der virtuelle 4. Mobilitätskongress zum Thema „Verträgliches Verkehrswachstum im Rheinland gestalten“ stattgefunden. Im Zentrum der Veranstaltung, die live aus dem Kölner KOMED übertragen und von rund 200 Zuschauern verfolgt wurde, stand der Impulsvortrag „Krisen als Chancen nutzen“ von Mobilitätsmakler Rob Schaap (moovis – Beratungsstelle für Mobilität und Nachhaltigkeit).
Die Metropolregion Rheinland hatte dazu in Kooperation mit dem Nahverkehr Rheinland, mit den Industrie- und Handelskammern im Rahmen der IHK-Initiative Rheinland und den Verkehrsverbünden des Rheinlands eingeladen. Coronabedingt war es nicht möglich das geplante Programm in vollem Umfang umzusetzen.
Die Mobilität der Menschen ändert sich aktuell in hohem Maße, bedingt unter anderem durch die Megatrends Urbanisierung, Klimawandel und Digitalisierung. „Gerade im Rheinland ist diese Entwicklung besonders spürbar, die Region wächst stetig weiter zusammen“, erklärte Kirsten Jahn, Geschäftsführerin der Metropolregion Rheinland. „Mit unserem Veranstaltungsformat möchten wir Chancen und Herausforderungen beleuchten. Ich freue mich sehr, dass Rob Schaap uns anhand von praxisnahen Beispielen aufgezeigt hat, wie wir die Mobilitätswende gemeinsam positiv gestalten können – gerade in Zeiten wie diesen. Sein Vortrag ist auch eine Art Vorgeschmack auf den hoffentlich bald wieder in bewährter Form stattfindenden `großen Mobilitätskongress´.“
In seinem Vortrag ging moovis-Inhaber Rob Schaap auf konkrete Initiativen ein, in denen eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens erzielt werden konnte. Im Programm „Maastricht Erreichbar“ wurde die Zeit eines Autobahntunnelbaus genutzt, um Bürger*innen alternative Verkehrsmodelle zur PKW-Nutzung aufzuzeigen. „In der Bauphase gab es zwangsläufig starke Einschränkungen für den Autoverkehr“, sagte Schaap. „Wir haben in dieser Zeitspanne gezielt Menschen angesprochen und ihnen beispielsweise die Vorteile von Fahrrad- und Pedelec-Nutzung, ÖPNV und Fahrten zu Entzerrungszeiten nähergebracht. Es war ein langfristiger Prozess, eine Art Marathonlauf, aber am Ende haben rund 3.100 Personen das Auto täglich stehen lassen.“
Im Bonner Mobilitätsprogramm für Arbeitgebende „JOBWÄRTS“ wurden Mobilitäts-Testwochen durchgeführt, in denen Mitarbeiter*innen verschiede Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit nutzen durften. In einer anschließend durchgeführten Befragung konnten sich rund 75 Prozent der Befragten vorstellen dauerhaft vom PKW auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. „Das waren erfreuliche Ergebnisse“, betonte Schaap. „Zu erreichen sind diese aber nur, wenn Akteure aus Verkehrsverbünden, von Arbeitgebern und weiteren involvierten Organisationen eng und konstruktiv zusammenarbeiten. Das ist wichtig, schließlich sitzen wir alle in einem Boot.“
„Die Unternehmen im Rheinland sind ein wichtiger Partner in der Mobilität, über 60 Prozent der PKW-Verkehre sind Wirtschaftsverkehre“, verdeutlichte Dr. Ulrich Soénius, Geschäftsführer der IHK-Initiative Rheinland, in seinem Grußwort. „Viele Unternehmen haben sich bereits mit der Frage beschäftigt, wie sie ihre alltäglichen Mobilitätsanforderungen in der Region bewältigen. Einige haben sich bereits bewusst für einen Mobilitätsmix entschlossen. Sie nutzen auch schon das Angebot der Industrie- und Handelskammern zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement.“ Eines der Hauptprobleme für die Unternehmen bliebe aber der Zustand der Infrastruktur: „Wir müssen hier investieren – in alle Verkehrsträger, denn auch ein Umsteigen auf den Umweltverbund erfordert mehr Geld für den öffentlichen Personen Nahverkehr.“
Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer Nahverkehr Rheinland und Verkehrsverbund Rhein-Sieg, wies in seinem Abschlusswort auf die Komplexität der wachsenden Mobilität im Stadt-Umland-Gefüge hin. Das Thema bedürfe erhöhter Aufmerksamkeit, „wir müssen individuelle Mobilitätslösungen sowohl für die stark bevölkerten Stadtgebiete als auch für weniger besiedelte ländliche Räume finden, um den Mobilitätsbedürfnissen aller Menschen gleichermaßen gerecht zu werden. Dafür benötigen wir eine gute Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure, denn nur gemeinsam ist die Erreichung der Mobilitätsziele möglich“, so Reinkober.
Bildnachweis: Rob Schaap (Rob Schaap unterwegs mit dem Faltrad)